wallpaper-2767138_1280_Perspektiven

Ich bitte Dich, Dir einige Minuten Zeit zu nehmen, um das obenstehende Bild zu betrachten. Was siehst Du? Und was empfindest Du dabei? Wirkt es lebendig und bunt auf Dich oder empfindest Du eine vage Unruhe angesichts der Vielfalt der Farben und Formen? Aus welcher Perspektive betrachtest Du es?

Das Wort Perspektive geht zurück auf das mittellateinische perspectiva (ars) und bedeutet „hindurchblickende (Kunst)“. Es ist abgeleitet aus dem Lateinischen perspicere „mit dem Blick durchdringen, deutlich sehen“[1]. Das ist spannend, oder?

Eine Perspektive formt sich stets aus einem Standpunkt, einer inneren Überzeugung. Wir sind uns dessen oft gar nicht bewusst. Alle Dinge, die wir sehen, alle Menschen, die sich in einer bestimmten Weise verhalten, werden von uns durch diese innere Perspektive betrachtet und eingeordnet. Perspektiven sind also absolut subjektiv.

Dies gilt auch und vor allem für unser eigenes Leben. Unsere im Unterbewusstsein abgespeicherten inneren Überzeugungen über uns und das Leben bestimmen die Art und Weise, welches Leben wir führen. Du magst vielleicht glauben, dass es die äußeren Umstände sind, die Dein Leben prägen. Das ist eine sehr weit verbreitete Annahme.

Nimm‘ eine Situation in Deinem Leben, die Dir viele Kopfschmerzen bereitet. Hast Du zum Beispiel an der Arbeit einen Vorgesetzten, der Deine Arbeit nicht wertschätzt oder Dich an Deinem beruflichen Wachstum hindert? Der Deine guten Ideen entweder ignoriert oder für sich beansprucht? Was empfindest Du angesichts dieser Situation? Fühlst Du Dich dem Vorgesetzten gegenüber ausgeliefert? Ohnmächtig? Wütend? Kummervoll?

Was würde sich verändern, wenn Du Dir erlauben würdest, diese Situation mit anderen Augen zu betrachten? Wenn Du stattdessen annimmst, dass Du diese Situation – unbewusst – selbst erschaffen hast. Was wäre, wenn Du erkennen würdest, dass z.B. der Konflikt mit Deinem Vorgesetzten dazu dient, Deine bisherige Überzeugung, Autoritäten gegenüber ohnmächtig und ausgeliefert zu sein, auf ihre Wahrheit hin zu überprüfen? Zu begreifen, dass Du eine Überzeugung in Dir trägst, die Dir als Kind geholfen hat, die Strenge des Vaters oder der Mutter auszuhalten, indem Du Dich entsprechend angepasst und keine Widerworte gegeben hast.

Würde Dir diese Erkenntnis helfen, Deine Kindheitsperspektive zu verlassen und an ihrer Stelle eine neue, selbstfürsorgliche Perspektive einzunehmen, die darauf basiert, dass Du jetzt erwachsen bist und damit bewusst entscheidest, wie Du auf das Verhalten Deines Vorgesetzen reagierst? Und Deinen eigenen Standpunkt mutig vertrittst?

Besonders herausfordernde Situationen und Umstände in unserem Leben laden uns stets dazu ein, unsere bisherigen Perspektiven zu hinterfragen. Letztendlich geht es dabei immer um inneres Wachstum. Nicht umsonst bedeutet das Wort Krise auch Chance. Das betrifft in besonderer Weise unsere aktuelle Situation. Inwieweit betrifft sie Dich persönlich? Welche Fragen stellst Du Dir in Verbindung mit Corona und dem Lockdown? Erkennst Du vielleicht, dass Du in der Vergangenheit zu wenig Zeit mit Deiner Familie, Deinen Kindern, Deinem Partner verbracht hast? Was Dir in Deiner Partnerschaft wirklich wichtig ist? Wie wertvoll Dir persönliche, echte Begegnungen sind? Ob Deine bisherige berufliche Tätigkeit noch die richtige ist? Oder ob Du Dich mehr für gesellschaftliche Belange engagieren solltest?

Wenn es uns gelingt, unsere bisherigen Überzeugungen = Perspektiven mutig zu hinterfragen und sie zu erweitern, können sich unsere Lebenssituationen deutlich verbessern. Wir werden dann zu Gestaltern und Gestalterinnen unseres Lebens. Wir erlangen mehr eigenen Spielraum, was uns mehr Leichtigkeit und inneren Frieden beschert. Ist das nicht eine aussichtsreiche Perspektive, für die es sich lohnt, sich auf den Weg zu machen? 

Ich wünsche Dir Zuversicht und Freude beim Erweitern Deiner Perspektiven. Wenn Du magst, schreibe mir, wie es Dir damit ergangen ist. Ich freue mich auf Deine Nachricht.

 

P.S. Wie siehst Du das Bild nach dem Lesen dieses Textes?

[1] Wahrig, R. Fremdwörterlexikon, dtv. 2002

 

© 2023 Heike Hildesheim